Eine Frage der DPI

Anlässlich der Veröffentlichung der kostenlosen, DPI-reduzierten Fassung von Destiny Dungeon gab es viele positive (Danke!) und auch ein paar befremdete Kommentare (danke auch dafür!). In den Foren gab’s ja schon bei Destiny Beginner ähnliche Reaktionen (“Hä? 24 DPI? Das kann wohl nur ein Tippfehler sein!”), und diesmal konnte sich sogar der sonst so neutral-entspannte Dominik vom Almanach ein verbales Stirnrunzeln nicht verkneifen. Kurz gesagt, das Thema scheint kontroversiell zu sein. Ich will daher mal versuchen zu erklären, warum ich meine Spiele so veröffentliche wie ich sie veröffentliche.

Kurz gesagt, weil es mir der beste Kompromiss zu sein scheint. Aber gehen wir doch mal die Varianten gemeinsam durch:

  • 300 dpi ist Druckauflösung; alles, was höher als 300 dpi aufgelöst ist, sieht das Auge nicht mehr. Würde ich meine PDFs in dieser Auflösung frei zur Verfügung stellen, gäbe es keinen Grund mehr, sie als PDF bei rpgnow.com zum Verkauf anzubieten.
  • Der nächste logische Schritt sind 72 dpi. Das entspricht Bildschirm-Auflösung. Sieht also am Bildschirm tadellos aus, aber am Papier oder beim Hineinzoomen zeigen sich Verpixelungen. Diese Variante hatte ich bei Flucht von Valmorca gewählt. Das hat damals durchaus einige Stimmen auf den Plan gerufen, die meinten, ich wäre wahnsinnig, dieses kostspielig produzierte Ding in “so guter Auflösung” frei herzugeben. Ich habe es trotzdem dabei belassen, musste aber feststellen, dass der PDF-Verkauf nicht gerade florierte.
  • Bei Destiny Beginner war das anders. Dort veröffentlichte ich mit 24 dpi. Zum einen, weil ich mit der Auflösung experimentierte und sehen wollte, wie sich das Anbieten verschieden aufgelöster Fassungen auf den Absatz im PDF-Segment auswirkt. Aber auch weil Leute an mich heran getreten sind, die meinten, ich solle eine Handy-taugliche Version basteln, auf die man auch von unterwegs zugreifen könne. Das ging mit 24 dpi sehr gut. Die Datei ist irgendwas über 1 Megabyte groß und lädt selbst auf simplen Handys sehr sehr flott.
  • Bei Destiny Dungeon bin ich mit den dpi wieder hinaufgegangen, diesmal auf 36 dpi, weil der Anblick des Kartenmaterials mit 24 dpi eine Beleidigung fürs Auge war. Verprellen möchte ich ja nun wirklich niemanden, daher 36 dpi. Der Speicherplatz der Datei ist dadurch aber schon deutlich höher, irgendwo bei 3-4 MB. Da wird das Blättern im PDF am Handy bereits mühevoll.

Ich möchte also eine performante Version anbieten, die frei verfügbare Fassung sollte repräsentativ für das Produkt sein und attraktiv zum Ausprobieren, gleichzeitig sollte aber auch der Mehrwert für die Käufer der PDFs bewahrt werden. Möglich? Ja? Nein?

Was meint ihr zu diesem Thema?

19 thoughts on “Eine Frage der DPI

  1. Gleichsam eine Kauf-PDF und eine freie PDF zu haben ist immer schwierig. Da könnte man evtl. wie mancher Ami zwei- oder dreigleisig fahren. Eine Kauf-PDF in 300dpi, eine Preview-PDF mit einigen Seiten in einer Auflösung von mindestens 72dpi (sie soll die Verkäufe als Teaser vorantreiben, da mit schön erkennbarer Grafik versehen) und letztlich eine komplett freie No-Art-Version, die Lust auf den Text unterstützende Illus macht. Hat sich auf der anderen Seite des Teiches oftmals bewährt.

  2. Ich kenne eigentlich auch nur die Variante, die Nerzenjäger beschrieben hat: hochaufgelöst, niedrig aufgelöst als Teaser und No-Art zum “Anfüttern”. Ich hätte auch nicht gedacht, dass sich jemand die Regelwerke auf seinem Smartphone angucken will, da ich das Durchblättern selbst einfach Textdokumente schon immer grenzwertig finde 🙂 Ich denke auch, dass es einen Mehrwert für Käufer geben sollte (wofür hat man sonst sein Geld ausgegeben?), wüsste aber auch nicht, wie man es sonst regeln könnte ausser über eine niedrige Auflösung oder über eine No-Art-Version.

      • Mein erster Impuls dazu war: Ich möchte nicht künstlich irgendetwas dazu tun, das das Ding “unbrauchbarer” macht. Aber vielleicht ist es eine Idee. Wäre interessant, was die anderen hier darüber denken…

  3. Ich persönlich finde das super! Das 36dpi-Teil reicht ja völlig aus, um zu sehen, ob mich das Ding interessiert oder nicht. Und zwar komplett. Theoretisch könnte ich gar komplett losspielen. Aber, weil es Geschmack gemacht hat, will ich die Druckausgabe 😉

  4. Ich fand die bisherige Lösung nicht unbedingt schlecht, hatte mich aber schon gewundert, das Du das komplette Regelwerk (mit gut lesbarem Text) frei raus gibst. Da reichen sicher auch weniger Seiten, z.B. nur das erste Szenario. Das wurde ich jedenfalls eher von den Verkaufsversionen unabhängig machen und gezielt als Teaser veröffentlichen. Die simple Handy-Version würde ich an die Kaufversion im Shop dran hängen, egal ob mit niedrig aufgelösten oder ganz ohne Bilder. Zwei PDFs zum Preis von einem sozusagen.

      • Wollt ihr ernsthaft lieber eine Vorschau von ein paar Seiten als das ganze PDF (dafür halt mit schlechterer Grafik)?

        Ich finde die jetzige Variante spitze und extrem großzügig. Das sich manche Leute darüber beschweren (nicht auf die Vorposter bezogen!) kann ich nicht verstehen.

        • Ich fände es nicht unfair nicht das ganze PDF zu bekommen. Klar ist es nett das ganze PDF zu haben, aber aus Sicht von AoD würde ich das nicht unbedingt so machen. Kann aber auch der richtige Weg sein. Wichtig war mir der Punkt, dass das Preview PDF hier nicht vollständig sein muss, sondern eher “irgendwie”, weil sein Hauptzweck ja ist Leute anzulocken. Wenn das komplett am besten geht, okay, wenn nicht, dann nicht.

          • Dieses letzte “wenn” lässt sich halt schwer kalkulieren. Ich kenne die Dynamik des Rollenspielmarktes zu wenig, um einschätzen zu können, wieviel “freien content” ein Spiel haben muss, um verbreitet zu werden. Ist aber ein spannendes Thema.

  5. Ich veröffentliche die SpacePirates PDFs ja immer mit 150 DPI, aber bei mir gibts auch keine Kauf-PDFs. 150 DPI schien für mich der beste Mittelweg zwischen Dateigröße und zoombarkeit der PDFs.

    • Klar, jc, das unterscheidet uns ein wenig. Was wir aber eindeutig gemeinsam haben, ist, dass wir die Spiele primär dafür machen, dass sie verbreitet und gespielt werden. Und das geht halt nur mit einer inhaltlich vollständigen Fassung.

      • Die Gratisvariante–so groß der finanzielle Invest und die vorangegangene Arbeit auch waren–könnte in deinem Fall allerdings wirklich die richtige sein. Steigere den Bekanntsheitsgrad erstmal, erhöhe die Interessenten auf deine künftigen Projekte und baue dir anhand dieser neu erschlossenen, potentiellen Käufer ein vernünftiges Kauf-PDF-System auf. Ich spreche hier jetzt einfach mal ganz frei und sage, dass du im Zuge deines jetzigen Wachstums eher auf die Printfassung setzen solltest und die PDFs hingegen unters Volk wirfst, um den Leuten die Brand Ace of Dice erstmal schmackhaft zu machen–was bei deiner Qualität ja nun nicht gerade schwer sein sollte. Dann werden die Leute in Zukunft auch kaufen.

  6. Nerzenjäger stellt genau die richtige Frage: Wie viel PDFs verkaufst du denn von Destiny Dungeon? In Deutschland sind PDFs meines Wissens noch nicht etabliert und da würde ich auch auf eine freie PDF-Version setzen, die zusätzliches Interesse für das Buch erzeugt.

    Bei mir war es so: Ich habe die freie PDF-Version geladen und reingeguckt und war sehr angetan. Ich hätte nicht hineingeguckt, wenn das PDF unvollständig gewesen wäre, dazu gibt es zu viel kostenlosen Kram im Netz. Unvollständiges finde ich auch anderswo. Dann kaufte ich das Buch (ist gestern angekommen – schönes Ding 🙂 ).

    Mein Hauptaugenmerk lag beim kostenlosen PDF übrigens auf der Benutzbarkeit der Karten. Man kann sie bei 36 DPI benutzen, wenn man auch teilweise fast schon raten muss, was abgebildet ist. Wäre das nicht gegangen, hätte ich das PDF unbeachtet irgendwo abgespeichert und vergessen (weil es quasi unvollständig gewesen wäre, s. o.). So aber habe ich darin herumgelesen, was schließlich zum Kauf führte. Um auch diese Hürde zu verringern, könntest du die Karten als separaten Download anbieten oder nur die Karten in besserer Auflösung lassen – oder gleich alles in 72 DPI.

    Ich glaube, dass du mit vollwertigem kostenlosen PDF am besten fährst, besonders wenn es dir mehr um die Verbreitung des Spiels als um Bezahlung geht (es sei denn die PDF-Verkäufe laufen sehr gut). Bei Dungeonslayers, Degenesis und anderen Spielen hat das funktioniert. Deine Produkte sind super und kostenlose Versionen erzeugen immer Interesse am gedruckten Werk.

    Du könntest auch eine “Wenn ihr mich unterstützen wollt”-Version als PDF anbieten, ein günstiges (max. 5 €) PDF gleicher oder ein wenig besserer Qualität (vielleicht ein einzelnes Bonus-Szenario oder 300 DPI statt 72, 96 oder 150) für alle, die deine Sachen mögen und dich mit Geld bestechen wollen, noch mehr zu produzieren.

    • Ich sehe gerade, dass ich eine Menge von dem wiederhole, dass oben ohnehin schon steht. Sorry, aber so habe ich die für mich wichtigen Punkte halt noch einmal zusammengefasst.

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