Seit einiger Zeit treibe ich mich in (z.T. scheintoten) Foren herum, um neue, jüngere Menschen kennen zu lernen und Anfänger-Runden aufzubauen. Gestern waren Julia und Simon dran: er ein relativer Neuling, sie keinerlei Erfahrung mit dem Genre – sehr erfrischend! So saßen wir also gemütlich im von abendlichem Sonnenlicht durchfluteten Café und plauderten über Erwartungen und gemeinsame Terminlage – und während wir das taten, kamen mir plötzlich einige Erkenntnisse.
Zum Beispiel war ich überrascht, wie leicht es heute ist, nette Menschen kennen zu lernen, die dieselben Interessen haben. Als ich Mitte der 80er mit Rollenspielen begann, war das für viele noch ein “peinliches” Hobby, über das man besser nicht sprach. Und Kontakte schließen war, wenn überhaupt, nur über Vereine möglich. Das Internet, das muss man schon sagen, macht das doch deutlich leichter.
Dann erzählte Simon, dass er in Oberösterreich viele Jahre lang keinen Anschluss gefunden habe, und wir sinnierten darüber, ob sich die österreichische Rollenspieler-Armut auf die doch deutlich niedrigere Einwohnerzahl zurückführen lässt (Ö 8 Mio, D 81 Mio), oder vielleicht – so Julias spontane Erklärung – es an den längeren/härteren Wintern im hohen Norden liegt? Quatsch? Ich weiß nicht – ist es nicht denkbar, dass die Tradition des Geschichtenerzählens in D tatsächlich einen anderen Stellenwert hat als in Ö?
Die dritte Erkenntnis des Abends kam für mich, als ich Julia in drei Sätzen zu erklären versuchte, wie sich P&P-Rollenspiel von Computer-RPGs unterscheidet. Früher hätte ich unreflektiert hervorgestrichen, dass hier ein Mensch den Spielleiter macht und man als Spieler größere Freiheiten hat. Doch der USP, der aus meinem Mund kam, war erstaunlicherweise ein anderer, nämlich dass jeder Spieler ein Erzähler ist und gemeinsam eine Geschichte entsteht.
Wie schon gesagt, sehr erfrischend!