Destiny (und auch Destiny Beginner) sind ja archetypen-lose Spiele, d.h. was auch immer der Charakter kann, bestimmt sich im Wesentlichen aus seinem Aspekteprofil. Bei Destiny treten noch die Talente als charakterdefinierendes Element hinzu, bei Destiny Beginner tritt an ihre Stelle die Wahl des primären Aspekts, der den Anwendungsbereich der Großen Gabe absteckt, also aller besonderen Fähigkeiten, die der SC potenziell jemals einsetzen kann.
Wem es noch nicht klar war: Natürlich liegen auch Destiny (Beginner) Archetypen zu Grunde. Insofern ist das Etikett “archetypen-los” nicht ganz zutreffend. Die klassischen Archetypen des Fantasy-Genres (Krieger, Magier, Waldläufer…) sind quasi ins Design eingebaut. Wer einen Krieger spielen will, nimmt “Kampf” als primären Aspekt, wer einen Dieb spielen will “Geschick”, Magier “Magie”, Waldläufer “Natur”, Händler und Barden “Gesellschaft” usw.
Was hat das nun mit Destiny Space zu tun? Vordergründig gar nichts. Ich habe auch schon Vorschläge gehört wie “Nimm doch einfach Destiny Beginner und spiel’ damit Sci-Fi”. Mit Verlaub, das wäre kein gutes Spiel, denn dem Genre Science Fiction liegen ganz andere Archetypen zugrunde als dem Genre Fantasy. Hier gibt es Bordmechaniker, Raumpiloten, Navigationsexperten, Wissenschafter, Politiker, Händler, Schmuggler, Kopfgeldjäger, ev. sogar Cyborgs, Androiden oder Psioniker. Im Umkehrschluss heißt das, dass ich für Destiny Space nicht nur so manche Regel aufblasen muss, sondern auch an den Grundfesten des Systems, nämlich am Aspekteprofil, drehen muss, um diese Genre-typischen Archetypen abbilden zu können.
Dazu kommt auch noch eine andere Gewichtung. Während die (arche)typische Trennung zwischen Geschick-Kämpfer (Dieb, Bandit, Waldläufer, Musketier) und Stärke-Kämpfer (Krieger, Ritter, Barbar) im Fantasy-Genre als Unterscheidungsmerkmal dienen kann, behaupte ich mal, dass in der Sci-Fi andere Unterscheidungen weitaus wichtiger sind, z.B. die Fähigkeit, ein Schiff zu navigieren oder mit Blasterwaffen umzugehen. Auch die Trennlinie von Wissensdisziplinen verläuft in der Science Fiction anders, ist hier doch z.B. die Kenntnis von Technologien sehr relevant, dafür aber die Frage, ob ein Charakter lesen kann, vernachlässigbar.
Fazit: Für Destiny Space funktioniert das Aspekteprofil von Destiny Beginner nicht. Das ist eine schlechte Nachricht für mich, denn es heißt bis zu einem gewissen Grad “zurück an den Start”. Dafür sollte es für euch, die Leser dieses Blogs, um so spannender werden, was da heraus kommt.
Wie wäre es, einfach die Gebiete auszutauschen? So etwas fände ich eleganter als Zusatzregeln, gerade in einem System, das mit so großen Abstraktionen arbeitet.
Die Aspekte müssten dann einfach nur die im Setting relevanten Spielbereiche abdecken, z.B. statt “Magie” einfach “Technologie” und ähnliches.
Das System selbst soll sich nicht ändern, die Aspekte werden sich ändern. Einfach eines auszutauschen wird nicht reichen. Wenn ich Magie durch Technologie ersetze, wo bringe ich dann Übernatürliches unter? Außerdem liegt Destiny ja eine Matrix zu Grunde, d.h. es muss jeder allgemeine Aspekt mit jedem speziellen Aspekt eine sinnvolle und relevante Kombination ergeben.
Ich weiß, es ist nur ein Beispiel, aber vielleicht ein unterbewusster Fingerzeig und sicher kennst Du dich mit Spieledesign besser aus als ich, aber trotzdem weise ich darauf hin, dass Du geschrieben hast “Raumnavigation oder Blasterwaffen” und machst die Entscheidung auf “Bin ich gut im Raumschiff oder am Boden?”, was Dich in Teufels Küche bringen wird *dramatische Musik*
*Stopptaste* 🙂 Danke für den Hinweis, Jan. Ich gehe mal davon aus, dass bei der Erschaffung genug Spielraum sein wird, um mehr als einen Wert auf “gut” zu haben. Worum es hier geht, ist der Schwerpunkt, und der soll nun mal hier oder dort liegen, aber nicht auf mehreren Gebieten. Heißt ja nicht, dass die SCs deshalb nur eine Sache können und bei allem anderen gnadenlos abstinken.