Seit über einem Jahr läuft sehr erfolgreich meine “Beginner-Runde”, die ich seinerzeit zusammen gebracht habe, um Menschen, die vorher noch nie rollengespielt haben, fürs Rollenspiel zu begeistern. Mittlerweile ist mir die Runde so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich nicht mehr von ihr trennen möchte. Wir haben sogar eine neue Spielerin gefunden, die letzten Freitag Gelegenheit hatte, die Runde in Aktion zu sehen. Und wie!
Normalerweise sind Anekdoten nur für diejenigen interessant, die sie selbst erlebt haben, aber diese Episode möchte ich doch zu erzählen versuchen: Es geht um den Gnom N’goran, der von seinem Spieler mit fast schon erschreckender Plausibilität verkörpert wurde. Für Gold tat er (fast) alles, Freundschaft und Mitgefühl waren Luxus, den er sich nur in Ausnahmefällen leistete. N’goran war überaus kompetent und scharfsinnig, aber ein (Menschen-)Freund war er nicht. Ecce:
- Die Mondpriesterin bittet die SCs, die Tränen der Nacht aus der Unterstadt zu bergen, damit sie als heilige Reliquie verehrt werden können. N’goran in Anwesenheit (!) der Hohepriesterin: “Die versprochene Belohnung ist schwach. Wir holen die Tränen und verscherbeln sie danach an den Meistbietenden.”
- Auf dem Weg ins Innere des Tempels gelangen die SCs zu einem teilweise eingestürzten Gangstück. Unter einigen Brocken verschüttet liegt ein Zwerg, der noch lebt. Der SL deutet an, dass das Befreien des Zwerges den Gang (= Eingang zum Tempel) zum endgültigen Einsturz bringen könnte. N’goran: “Lassen wir ihn liegen. Er ist doch sowieso schon halb tot.”
Nun die Episode: Nachdem die SCs die Tränen der Nacht finden, entdeckt N’goran den vermeintlichen Ausgang aus dem System, allerdings wiederum stark einsturzgefährdet. Der SL erklärt drohendes Schadensvolumen und Probenmechanik zum Durchqueren. Die Gruppe überlegt eine Zeit, doch der Gnom verliert die Geduld. Mit den Worten “Mir reicht’s. Ich hab’ genug von euch…”, tritt er grantelnd in das Innere, würfelt und – “66”. Worst case:
Über, unter und hinter N’goran brechen die Trümmer zusammen, eine Staubwolke erfüllt den Tempel. Als er sich lichtet, ist N’goran Geschichte. Wir alle liegen fast am Boden vor Lachen, sogar N’gorans Spieler kann sich der Situationskomik nicht erwehren.
Einer der besten Abgänge, die man sich als Spieler nur wünschen kann:
“Mir reicht’s. Ich hab’ genug von euch…” – krawumms – tot.
In memoriam N’goran.
Wir werden dich vermissen (aber keiner wird es zugeben).
Super, wenn das alle mit Humor nehmen… 😀