Oh weh, wieder einer von diesen Artikeln über das bessere Spielleiten? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Anstatt alle möglichen Aspekte des Spielleitens durchzuwalzen und am Ende zum Ergebnis zu kommen, dass fast alles eine Frage des persönlichen Stils ist, nehme ich gleich die Abkürzung zum Subjektiven und stelle die Frage: Welche 3 Eigenschaften/Methoden machen dich zu einem guten Spielleiter?
Ich schreite gerne voran und teile mit euch jene drei Punkte, von denen ich meine, dass sie meine Stärken als Spielleiter wiedergeben. Anschließend würde ich mich freuen, wenn auch ihr eure 3 bedeutendsten Vorzüge im Kommentar posten würdet.
- Ich plane und bereite mich vor. Ich bin nicht besonders gut darin, mir einen Plot während des Spiels auszudenken. Details? Ja. Komplikationen? Ja. Einen ganzen Plot samt NSCs? Nein. Ich nehme mir daher im Vorfeld die Zeit, zumindest einen A4-Zettel mit NSCs, Szenen, Örtlichkeiten und einem groben Verlauf zu befüllen. Ich sehe es irgendwie als meine Pflicht, mit der Spielzeit verantwortungsvoll umzugehen, und dazu gehört in meinem Fall, gut vorbereitet zu sein, auch wenn es Arbeit ist.
- Zuckerbrot und Peitsche. Das optimale Mischungsverhältnis zwischen “hart” und “zart” ist bei jeder Runde ein anderes, aber die Fähigkeit zu dosieren ist hilfreich. Was meine ich: Einerseits komme ich als “Zuckerbäcker” den Spielern entgegen, greife ihre Ideen auf, gebe ihnen Gestaltungsspielraum. Auf der anderen Seite trete ich als “Peitschenschwinger” für den Abenteuerplan ein, bewahre den Schwierigkeitsgrad, verteidige meine genialen NSCs. Als Zuckerbäcker agiere ich mit den Spielern und ignoriere auch die eine oder andere Lücke in der Spielerlogik. Der Peitschenschwinger wiederum verzeiht keine Fehler, sondern nutzt sie auch noch zur Steigerung des Dramas aus. Er steigt aufs Gas, erhöht den Schwierigkeitsgrad und bringt die Spieler ins Schwitzen – damit sie sich am Ende rühmen können, ihren Erfolg verdient zu haben.
- Ich lebe mit. Manchmal fast schon zu viel, denn ich bin der Typ, der bei “E.T.” ein Taschentuch braucht. Auch wenn Sentimentalitäten im Rollenspiel eher selten durchbrechen, so gibt es bei mir immer einen emotionalen Funken, den ich versuche überspringen zu lassen. Wenn man selbst begeistert ist – vom Setting, vom Abenteuer, von den NSCs – dann fällt es leichter, auch andere zu begeistern. Man beginnt wie von selbst, “Magie” zu vermitteln. Wäre ich ein SL, der keine Begeisterung über den Tisch brächte, könnte ich wohl bestenfalls “solide” leiten.
Nach dieser Selbstkundgabe hoffe ich, von euch zu erfahren, was euch zu guten Spielleitern macht. Wer von euch selbst nicht leitet, sondern spielt, kann gerne 3 Wünsche posten, wie der ideale Spielleiter für ihn/sie auszusehen hat.
So eine Aktion gab es in der englischen Blogosphäre vor einiger Zeit schon einmal. Hast Du das von da übernommen? Da würde am Ende auch ein PDF zusammengestellt. Bei mir waren es, glaube ich:
Auf die Spieler hören: Ich rede mit den Spielern, hole aktiv Ideen und Feedback ein und verarbeite das in meinen Abenteuern. So haben die Spieler immer den Fuß in der Tür.
Vorbereitung: Man kann nicht alles vorbereiten, aber man sollte das vorbereiten, was man kann. Zumindest, wenn man kein guter Improvisateur ist, wie ich.
Lernwille: Ich will stetig besser werden. Wenn eine Sache funktioniert hat, dann suche ich mir gleich die nächste, an der ich arbeiten kann. Manchmal geht es schneller und manchmal geht es langsamer und die Inspirationsquellen sind ganz verschieden. Aber es geht immer voran.
Ehrlich gesagt nein, die Idee kam mir von selbst. Ob genug zusammen kommt, um daraus ein PDF zu basteln, werden wir ja bald sehen. Durchaus möglich!
1) lasse meinen Spielern nahezu “endlosen” Freiraum und greife dadurch aktiv ihre Ideen auf
2) spiele recht lebendige Charaktere aus
3) meine Kampagnenwelten/-regionen sind lebendig, oftmals hart, aber viele Taten zeigen Auswirkungen
Was mich möglicherweise zu nem guten Spielleiter macht?
1. Freiräume
Ich lasse deutlichen Raum für meine Spieler um sich zu entfalten und zu rocken. Auch wenn ich mich in der Vorbereitung meist sehr intensiv mit dem Themenkomplex bzw Genre auseinandersetzt, welches ich zu spielen gedenke und daher starke Bilder und viel an Kenntnissen habe, bringe ich bewußt nur Rahmenbedingungen ins Spiel und fordere meine Spieler auf, nach ihrem Gutdünken zu füllen, was nötig ist. Erst auf explizite Nachfrage geb ich Teile meines Wissens dann preis.
Obendrein gibt mir das Luft, in dem was meine Spieler da einbringen, nach Ansatzpunkten für späteres oder auch direkteres Aufgreifen zu suchen.
2. Full Service Programm
Ich bin als SL so was ähnliches wie ein Dienstleister. Ich bringe für meine Spielrunden gewöhnlich alles an Mitteln mit, was gebraucht wird. Im Prinzip braucht bei mir ein Spieler nur Lust zum Spielen und den Willen sich einzubringen. Ich bin nicht bereit, inhaltlich alles vorzukauen, aber alles andere KANN man von mir bekommen.
3. Besser werden
Ich weiß, daß jede Spielrunde, und sei sie noch so perfekt, immer noch Potential hat, verbessert zu werden. Und das heißt, ich als Spielleiter habe immer Potential, mich noch zu verbessern. Spielleiten ist für mich wie Handwerk: etwas das man sehr stark mit erlernbaren Methoden und Werkzeugen zu tun hat. Ich frage (fast) jedes Mal nach konkretem Feedback um meine Stärken und Schwächen zu reflektieren. Und ich suche ständig nach neuen Werkzeugen bzw besseres Verständnis für bestehende.
Auf diese Weise habe ich vor Jahren bemerkt, daß mir improvisieren nicht so leicht fällt und hab mittlerweile ein ganzes Arsenal an Mitteln dafür zur Verfügung, um das überspielen zu können. Und jüngst hat mir das Feedback geholfen, Schwächen bei der Ausgestaltung meiner NSC zu erkennen. Das ist meine momentane Baustelle.