Beim Lesen von Reviews begegnet mir immer öfter das Zauberwort “Struktur”, und in der Tat kann die Struktur eines Spiels vieles bewirken. Struktur macht aus Railroad eine Sandbox (oder umgekehrt), Struktur kann ein Nachschlagewerk in ein didaktisch wertvolles Regelwerk verwandeln, und Struktur scheint auch die Lösung für mein Konflikte-Problem in Destiny Space zu sein, das ich im letzten Artikel beschrieben habe.
Was war da nochmal das Problem: Ich habe mit dem Schwarm im Prinzip so etwas wie eine Sandbox geschaffen, mit einer Reihe von Parteien und Konflikten, die für Abenteuerideen sorgen und das Rollenspiel zwischen den Völkern bereichern sollen. So weit so gut. Das Problem war, dass ich das Gefühl hatte, dass diese “kleinen” Konflikte nicht genug “definierend” wären für das Setting. Ich dachte mir also eine Handvoll wirklich prägender Umstände und Konflikte aus, stand aber nun vor dem Problem, dass die Einführung dieser “großen” Konflikte die “kleinen” Konflikte ad absurdum führen oder zumindest verblassen lassen. Konkret geht es um die Einführung eines äußeren Feindes, der – rein logisch – dazu führen müsste, dass die Schwarmvölker ihre kleinen Konflikte überwinden.
Was werde ich also tun: Ich werde die “kleinen” Konflikte im Sandbox-artigen Setting-Teil belassen und einen Kampagnenteil in das Buch aufnehmen, der den Schwarm weiterentwickelt. Dort erst werden die “großen” Konflikte allmählich aufgegriffen und in den Vordergrund gestellt. Die Settingbeschreibung erhält somit eine zeitliche Dimension, eine Art Metaplot, die auf diese Weise strukturell (eigenes Kapitel) und inhaltlich (ereignet sich erst zeitlich später) vom Setting abgekoppelt ist. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass 1. diejenigen, die gerne nah am “hard sci-fi”-Kern spielen, nicht auf Elemente treffen, mit denen sie sich nicht wohl fühlen, und 2. Spieler, die das Setting lesen, nicht von vornherein mit Themen gespoilert werden, die der SL vielleicht erst im Rahmen einer Kampagne aufgreifen möchte. Vielen Dank an Savage Worlds, deren Savage Tales-Konzept hier durchaus eine Inspiration war.
Ob das nun im konkreten Fall der Weisheit letzter Schluss ist oder nicht, ich habe jedenfalls gelernt, dass alleine die Frage, wo innerhalb eines Buches Informationen verstaut werden, ganz stark definierend auf das Gesamterlebnis wirkt. Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht.