Was ist ein Rollenspiel?

Herzlichen Glückwunsch! Dadurch, dass es dich hierher verschlagen hat, hast du den  Schritt in eine besondere Welt getan! In eine Welt, in der Krieger mit glänzendem Stahl auf einander prallen und Zauberer durch ein Blinzeln von einem Ort zum anderen gelangen. Hier gibt es Waldkönigreiche von Elfen und zwergische Bergfestungen und noch ganz andere Völker zu entdecken!

Rollenspiel ist das gemeinsame Erzählen einer Geschichte.

Rollenspiele sind ein wundervolles Hobby, ein Spiel, das man mit Freunden teilt, aus dem unvergessliche Momente, Lachkrämpfe und wohliges Schaudern erwachsen können. Hier bist du mitten im Geschehen und bestimmst als Hauptperson den Verlauf der Geschichte, des Abenteuers, entscheidend mit.

Spieler und Spielleiter

Der Spielleiter ist Regisseur und Autor der Geschichte. Die Spieler sind Hauptdarsteller mit der Lizenz zum Improvisieren.

Um rollenzuspielen brauchst du zwei oder drei oder auch mehrere Mitspieler und ebenso viele Stunden, die ihr euch gemeinsam an einen Tisch setzt. Bringt Knabberzeug und Getränke rechtzeitig in Stellung, denn wenn das Abenteuer einmal begonnen hat, wird niemand mehr freiwillig vom Tisch aufstehen!
Entweder du oder einer deiner Mitspieler übernimmt nun die Funktion des Spielleiters (SL). Als Spielleiter bist du gleichzeitig Erzähler und Schiedsrichter und hast sozusagen die Fäden in der Hand.

Die anderen – wir nennen sie einfach “Spieler” – verkörpern jeweils ihre persönliche Hauptperson, den Spielercharakter (SC). Das bedeutet, sie beschreiben, wie ihr SC aussieht, wie er geht, wie er spricht, was er sagt und was er tut. Zum Beispiel aus der Ich-Perspektive („Ich hebe das Schwert auf und stürme lauthals brüllend auf den Troll zu!“) oder in der dritten Person („Vaerion öffnet vorsichtig die Tür und lugt durch den Spalt…“). Besonders spaßig ist Rollenspiel dann, wenn Charaktere verkörpert werden, die ganz anders sind als man selbst und die auch ganz anders reagieren, z.B. mutiger oder vorsichtiger, klüger oder impulsiver!

Erschaffung

Erschaffung findet vor dem ersten Abenteuer statt. Sie dient dazu, Spielercharaktere mit vergleichbaren Werten auszustatten.

Da wir im Abenteuer auch würfeln werden, müssen deine Spieler ihre SCs, bevor es los geht, mit Werten ausstatten, z.B. in Stärke, Geschick, Natur, Kampf. Ein Blick auf diese Werte zeigt dann, wer in welcher Fähigkeit die Nase vorn hat. So könnte z.B. ein typischer Krieger einen hohen Stärke-Wert aufweisen, ein Zauberer einen hohen Intelligenz-Wert usw. Wenn alle spielrelevanten Details festgelegt sind, ist die Erschaffung abgeschlossen und es geht ab ins erste Abenteuer.

Abenteuer

Abenteuer nennt man das „Drehbuch“ des Spielleiters. Ob vollständiges Script oder Stichwörter – wichtig ist nur, dass es die Spieler fesselt und niemals langweilig wird.

Das Abenteuer ist eine veränderliche Geschichte, die du dir zuvor ausgedacht hast und durch die du deine Spieler nun einen Abend lang führst. Wenn du keine Lust hast, dir selbst etwas auszudenken, verwende einfach eines der vielen Abenteuer, die im Internet erhältlich sind. Es gibt Tausende von Spielleitern da draußen, die ihre Ideen mit aller Welt teilen!
Einen Plan zu haben ist wichtig, aber was im Spiel geschieht, ist völlig offen. Nicht einmal du, der Spielleiter, kannst vorhersagen, wie sich die Spieler verhalten und welche Entscheidungen sie treffen werden, wodurch es auch für dich spannend bleibt! Werden sie den Zauberteich finden oder daran vorübergehen? Werden sie erkennen, dass der alte Einsiedler in Wahrheit ein finsterer Priester ist, der harmlose Wanderer in seine Höhle lockt und dort zu Tode bringt? Werden sie selbst in die Falle tappen, oder werden sie ihm eine Falle stellen? Und haben sie mit dem riesigen, doppelköpfigen Wolf gerechnet, der ihm aufs Wort gehorcht?
Natürlich kannst und sollst du die Geschichte steuern, aber nicht, indem du den Spielern die Handlungen ihrer SCs diktierst, sondern indem du die Rahmenbedingungen veränderst und Personen verkörperst, auf die die Spieler im Abenteuer treffen (sogenannte  „Nicht-Spieler-Charaktere“ oder NSCs). Du spielst dabei weder zu Gunsten deiner Spieler noch gegen sie, sondern folgst unparteiisch den Gesetzen der Logik, der Spielwelt und dem Plan des Abenteuers.

Erfahrung

Erfahrung ist die Belohnung für erfolgreiches Bestehen eines Abenteuers. Erfahrung verbessert die Werte und damit die Fähigkeiten des Spielercharakters.

Vielleicht müssen die Spieler eine gestohlene Reliquie wiederbeschaffen, einen Verschwörer entlarven, eine Burg verteidigen oder einen irrsinnigen Zauberer zur Strecke bringen! Was auch immer für ein Abenteuer du ihnen präsentierst, am Ende werden sie dafür von dir mit “Erfahrung” belohnt. Erfahrung ermöglicht es ihnen, die eigenen Werte zu verbessern, oder, wie man auch sagt: ihre SCs zu „steigern“. Sie werden dadurch z.B. stärker, zauberkräftiger oder geschickter, was großartig ist, denn dann kannst du sie beim nächsten Mal in ein noch gefährlicheres Abenteuer stürzen!

Ziel im Rollenspiel ist das Er- und Überleben unvergesslicher Geschichten, das Entwickeln von Charakteren und das Mehren ihrer Erfahrung.

Um so schlimmer ist es natürlich für deine Spieler, wenn die SCs an den gestellten Aufgaben scheitern. Wenn sie das “Ziel” des Abenteuers nicht erreichen, entgeht ihnen möglicherweise Erfahrung, vielleicht endet das Abenteuer aber auch böse für sie: Sie geraten in Gefangenschaft, werden in einer Höhle verschüttet, einem Drachen zum Fraß vorgeworfen, oder – der schlimmste denkbare Ausgang – einer oder mehrere Spielercharaktere sterben. Definitiv gravierender als in “Mensch-ärgere-dich-nicht” Letzter zu werden…

Würfel und Regeln

Die Erfolgschance einer Aktion ist um so höher, je besser die Werte des SC sind. Den konkreten Ausgang bestimmt ein Würfelwurf (Probe).

Wo sind denn nun die versprochenen Würfel? Ganz einfach: Die kommen immer dann ins Spiel, wenn ein SC eine Handlung setzt, die gut oder schlecht ausgehen kann. Weder du noch die Spieler, sondern die Würfel sollen entscheiden, ob z.B. der SC in der Lage ist, einen Lavafluss zu überspringen, ein wildes Pferd zuzureiten, einem Schwerthieb auszuweichen oder einen Feuerball zu zaubern. Solche Proben machen nicht nur Spaß, sondern machen das Abenteuer auch unvorhersehbar, und sie sind der Quell für verzwickte, spannende und skurrile Situationen – also genau das, was Rollenspiel ausmacht!

Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem sich die verschiedenen Rollenspiele voneinander unterscheiden. Welches System ihr auch immer wählt, als Spielleiter solltest du dir jedenfalls einen guten Überblick über das Regelwerk verschaffen. Schnapp dir also das Rollenspiel deiner Wahl, zum Beispiel Destiny Beginner, und führe deine Spieler in eine Welt voller Abenteuer!

Eine beispielhafte Rollenspielszene findest du hier.