Nach dem fast schon philosophischen Themenblock in MR#03 soll es heute um etwas eher Weltliches gehen, und zwar um die Rahmenbedingungen des Rollenspiels, z.B. wann, wo und wie oft idealerweise gespielt werden sollte und ob und wie mit Pausen zu verfahren ist. Ich werfe wieder mal drei – freilich sehr subjektive – Gedanken in den Äther.
Lage und Länge der Sessions. Ich habe jahrelang eine Sonntags-Runde gehabt und war der Meinung, alle zwei Wochen von 14.30 bis 23.00 durchzuspielen, sei das einzig Wahre. Für große Abenteuer mit viel Inhalt, Spannungsbogen und strategischen Elementen war es auch so. Mittlerweile habe ich nur noch abendliche unter-der-Woche-Runden á 3 Stunden Nettospielzeit, und so schön sie auch sein mögen, ich fühle mich als SL oft eingeengt. Ich bemerke zwar, dass ich allmählich besser darin werde, episodisch zu leiten, aber irgendwie bleibt ein unbefriedigendes Gefühl, wenn es mal nicht gelingt, am Ende der Session einen Erfolg oder einen Höhepunkt zu inszenieren. Man muss dazu sagen, dass diese unter-der-Woche-Runden auch nur ca. alle 3 Wochen stattfinden; würde jede Woche gespielt, sähe die Welt vielleicht anders aus.
Örtlichkeit. Ich bin ja einer von diesen Stimmungsrollenspielern, die am liebsten in einer geheizten Grotte bei Kerzenlicht spielen würden und sich beim Rollenspiel in Küchen, Kleingärten oder Schulklassen gar nicht so wohl fühlen. Ich würde ja gerne dafür plädieren, sich den Spielort gut auszusuchen, aber die Realität ist, dass man oft schon froh sein kann, wenn man überhaupt einen Platz zum Spielen hat. Da treffen allerlei Bedürfnisse aufeinander (kurze Anfahrtszeit, keine Kinder im Hintergrund, Privatsphäre…), die nicht immer leicht zu erfüllen sind. Gasthäuser scheinen mir da auch nicht so attraktiv zu sein (“Darf’s noch was sein, die Herren?”), und Vereine? Ja, wenn man Glück hat, gibt es ein nettes Vereinslokal in der Nähe. Aber was, wenn nicht? Wohin dann mit dem Spiel?
Pausendilemma. Wir hatten eine Zeit, da war die Immersion so wichtig, dass Pausen und off-topic-Geplaudere geradezu verpönt waren. Jede Minute war kostbar. Die Qualität des Spiels war unglaublich hoch, das muss ich schon sagen, aber rückblickend zweifle ich daran, dass es gut für die Runde war, blieb doch die soziale Interaktion irgendwo auf der Strecke. Im Vergleich sehe ich in Runden, in denen auch geplaudert oder sogar gemeinsam zu Abend gegessen wird, dass sich die gepflegte Chemie auch auf die Qualität des Zusammenspiels auswirkt. Ich bin daher mittlerweile ein Freund von off-topic-Zeit geworden und sehe die damit verbundenen Nachteile (postprandiale Müdigkeit, Zeitverlust) weniger kritisch angesichts des Mehrwerts an sozialer Interaktion.
Und… was denkt Ihr dazu?